Echo der Hoffnung by Diana Gabaldon

Echo der Hoffnung by Diana Gabaldon

Autor:Diana Gabaldon
Format: mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 3764503033
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2009-12-02T22:00:00+00:00


Kap. 39 - EINE FRAGE DES GEWISSENS

Ein Unwetter zog herauf; William konnte es an den Veränderungen in der Luft spüren, es an den dahinrasenden Wolkenschatten sehen, die über die abgenutzten Bodendielen huschten. Die Hitze und die drückende Schwüle des Sommertags hatten sich gelichtet, und die Unruhe der Luft schien auch seine Lebensgeister zu wecken. Trotz seiner Schwäche konnte er nicht im Bett bleiben, und es gelang ihm, aufzustehen und sich an den Waschtisch zu klammern, bis der erste Schwindel vorüber war.

Sich selbst überlassen, verbrachte er dann einige Zeit damit, von einer Seite des Zimmers zur anderen zu wandern - eine Entfernung von etwa drei Metern, wobei er sich mit einer Hand an der Wand abstützte, um das Gleichgewicht zu halten. Dies strengte ihn so sehr an, dass er sich hin und wieder benommen auf den Boden setzen und den Kopf zwischen die Knie nehmen musste, bis er keine Sterne mehr sah.

Bei einer dieser Gelegenheiten - er saß unter dem Fenster - hörte er Stimmen unten im Hof. Miss Rachel Hunters Stimme, überrascht und fragend - die Erwiderung eines Mannes, leise und rau. Eine vertraute Stimme - Ian Murray!

Er fuhr hoch und ließ sich genauso schnell wieder auf dem Boden nieder, weil ihm erneut schwarz vor Augen und schwindelig wurde. Er ballte die Fäuste und versuchte keuchend, das Blut zur Rückkehr in seinen Kopf zu bringen.

„Dann ist er also außer Lebensgefahr?“ Die Stimmen waren leise, denn sie gingen halb im Murmeln der Kastanien rings um das Haus unter, doch das hörte er. Er kämpfte sich auf die Knie hoch, bekam die Fensterbank zu fassen und schaute blinzelnd in das von Wolken zerrissene Tageslicht.

Murrays hochgewachsene Gestalt war am Hofeingang zu sehen, hager und in Wildleder gekleidet, den riesigen Hund an seiner Seite. Von Glutton oder den anderen Indianern war nichts zu sehen, doch hinter ihm fraßen zwei Pferde mit hängenden Zügeln Gras. Rachel Hunter wies auf das Haus, als wollte sie Murray einladen, doch er schüttelte den Kopf. Er griff in die Tasche an seiner Hüfte und zog ein kleines Päckchen heraus, das er der jungen Frau reichte.

„Hoi!“, rief William - zumindest versuchte er, es zu rufen; er bekam kaum Luft - und schwenkte die Arme. Der Wind wurde jetzt stärker und ließ die Kastanienblätter erschauern, doch Murray musste die Bewegung wahrgenommen haben, denn er blickte auf, und als er William am Fenster sah, lächelte er und hob ebenfalls grüßend die Hand.

Doch er machte keine Anstalten, ins Haus zu kommen. Stattdessen ergriff er die Zügel des einen Pferdes und drückte sie Rachel Hunter in die Hand. Dann winkte er zum Abschied in die Richtung von Williams Fenster, schwang sich mit zielsicherer Eleganz auf das andere Pferd und ritt davon.

Williams Hand krallte sich fester an die Fensterbank, und Enttäuschung stieg in ihm auf, als er Murray zwischen den Bäumen verschwinden sah. Doch halt - Murray hatte ein Pferd zurückgelassen. Rachel Hunter führte es gerade um das Haus herum. Ihre Schürze und ihre Unterröcke wehten im zunehmenden Wind, und sie hielt ihre Haube mit der Hand fest, um sie am Davonfliegen zu hindern.



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